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Wo sind die Waldschmetterlinge?

Kaisermantel Männchen          Foto: Jürgen Dörr
Kaisermantel Männchen Foto: Jürgen Dörr

Gerade haben wir einen Schmetterling im Wald beobachtet und gedacht: Viele Menschen wissen nicht, dass wir gerade im Wald die Mehrzahl unserer heimischen Schmetterlinge finden. Ihr Lebensraum sind hier die Lichtungen und die sonnigen Wegränder mit ihren Blüh-pflanzen, die den Schmetterlingen und ihren Raupen die Nahrungs-grundlage bieten. Wie etwa dem wunderschönen Kaisermantel.

 

Die Falter saugen mit Vorliebe an Brombeerblüten, Skabiosen und Distelköpfen. Die Eier legt das Weibchen in die Rinde von Baum-stämmen, besonders an Kiefern und Fichten, in deren Nähe Veilchen wachsen, von denen sich die Raupen des Kaisermantels vorzugsweise ernähren.

 

Die Raupen schlüpfen im Spätsommer und verstecken sich sofort wieder am Stamm, um zu überwintern. Erst im nächsten März werden sie wieder aktiv und kriechen nach unten, um ihre Waldnahrungs-pflanzen - Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria), Wohlriechendes Veilchen (Viola odorata), Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana), RauensVeilchen (Viola hirta) und andere Veilchenarten zu suchen. Sie verstecken sich am Tag unter Blättern und kommen nur nachts zum Fressen hervor. Sie verpuppen sich an Zweigen und bald schlüpft ein neuer Schmetterling.

 

Sonnige, offene Waldränder, Waldwege sowie -lichtungen mit Blüten oder mit Sträuchern bewachsenen Rändern und Wiesen, die von Wald umschlossen sind, gehören zu den bevorzugten Lebensräumen des Kaisermantels. Man trifft die Tiere nur selten außerhalb von Wäldern oder abseits von deren Rändern an. Deshalb sind natürlich bewachsene und von Blühpflanzen gesäumte Wegränder und eine gesunder Waldboden mit Veilchenbewuchs nötig, um dem Kaiser-mantel seinen Lebensraum zu erhalten. Die heutigen, für die Holzproduktion industrialisierten Wälder haben dagegen häufig gefräste und geschobene breite Wege, an denen Blühpflanzen keine Chance haben - und der wunderbare Kaisermantel ebenfalls nicht.