Buchensterben: Schirmschlag in den Buchenwäldern bleibt unbeachtet?

Die Schirme liegen an den Waldwegen, bereit für den Export nach China?
Die Schirme liegen an den Waldwegen, bereit für den Export nach China?

Das überraschende Absterben der Buchen im Klimawandel wird in den Forsten beklagt. Aber seltsamerweise bleibt ein wichtiger Vorgang im Buchenwald konsequent unerwähnt: der Schirmschlag. Warum?

 

 

Natürlich bekommen auch der Buche lange Trockenphasen nicht gut, sie sind aber nicht die alleinige Ursache für das teilweise flächige Absterben der Bäume. Die aktuell immer noch praktizierte und wohl bis heute gelehrte Wirtschaftsweise des "Schirmschlages" in unseren Buchenwäldern ist ein schwerwiegender Eingriff in natürliche Strukturen. Die gesunden Buchen werden dort im Alter von ca. 80 bis 140 Jahren ("Junge Erwachsene", denn Buchen können um die 300 Jahre alt werden!) auf der Fläche in mehreren Schritten sukzessive eingeschlagen, um Holz zu gewinnen, die Naturverjüngung zu fördern und damit die "Umtriebszeiten" zu erhöhen (= Zeit, bis wieder geerntet werden kann). Eine Form der Bewirtschaftung, die im Klimawandel entscheidende Nachteile hat:

 

 

Aufreißen der geschlossenen Waldkronenschicht + Erhöhung der für den Buchenwald so wichtigen Waldinnentemperatur  +  Austrocknung der Humusschicht + Sonnenbrand auf der Rinde der verbliebenen Buchen + Verbreiterung der Kronen der Schirmbuchen und damit höhere Verdunstung + Wassermangel auf der Fläche für Alt- und Jungbäume + Aufwachsen von Altersklassenwald (die Naturverjüngung unter den Schirmen ist ziemlich gleichen Alters) anstelle eines vielstufigen strukturreichen Waldes + Verlust der für die Biodiversität so wichtigen Altbäume usw.

Buchenschirmschlag im Pfälzerwald
Buchenschirmschlag im Pfälzerwald
Ein mehrfach zertifizierter Buchenwald (Naturland, FSC und PEFC) im Stadtwald Merzig nach dem Herausschlagen der Altbuchen.
Ein mehrfach zertifizierter Buchenwald (Naturland, FSC und PEFC) im Stadtwald Merzig nach dem Herausschlagen der Altbuchen.

 

Wissenschaftliche Beiträge zum Thema Buchenwaldbewirtschaftung:

 

Bewirtschaftung macht Buchen bei Trockenheit empfindlicher

 

Ohne Bewirtschaftung - Buchen werden größer und stabiler

 

Norbert Panek: Hessens Wälder im Fokus der 3. Bundeswaldinventur aus naturschutzfachlicher Hinsicht

 

Praxishandbuch Naturschutz im Buchenwald

 

Schematisch etwa alle ca. 50 m eine Altbuche auszuwählen und dazwischen alles zu ernten scheint einfacher, als eine selektive, auf den Einzelbaum gerichtete Waldpflege zu betreiben. Den freigestellten Buchen und Jungbäumen wird aber unbestreitbar mit dem Schirmschlag der Schutz der Nachbarbäume genommen und das Waldinnenklima samt Wasserhaushalt wird nachhaltig verändert.

 

Es gilt im Waldsterben 2.0, alle diese Faktoren verantwortungsvoll zu berücksichtigen! Eine nachhaltige Beurteilung der Situation fordert auch der Experte Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde:

Sein Fazit: "Der Wald steht wieder auf" – hoffentlich, wenn man ihn lässt!