Kommentar aus der BBIWS zum Film
"Das geheime Leben der Bäume" mit Peter Wohlleben
Wenn die Harvester durch den Wald gebrochen sind, Wege zermatscht und Bäume verletzt wurden, wenn der Wald stark aufgelichtet ist und Buchenstämme an den Wegen vergammeln, dann wundert sich der Waldspaziergänger. Er fragt den zuständigen Förster vor Ort nach Sinn dessen, was ihm wie Waldzerstörung anmutet.
Vielleicht lebt er in Hessen, in Niedersachsen, in Thüringen, Bayern oder anderen Flächenstaaten, die mit großem Waldflächen und großartigen Landesforsten gesegnet sind.
Dann bekommt er vom Förster meist eine Antwort, geschwängert mit Fachbegriffen, die ihm zeigen soll, dass er nicht die blasseste Ahnung hat von Waldwirtschaft. Er lernt,
· dass Emotionen fehl am Platz sind und die Forstwirtschaft vorbildlich im Naturschutz sei,
· dass er sich irrt, wenn er glaubt, tonnenschwere vibrierende Harvester und Forwarder würden dem Boden schaden oder das Feinwurzelwerk zerstören,
· dass Rückepferde eine teure Träumerei von Romantikern seien,
· dass auch die Bäume mit den Spechtlöchern vollständig gefällt werden müssten, denn schließlich muss man auch an die Sicherheit der Waldarbeiter denken,
· dass es das Waldgesetz vorgibt, Windwurf- /Kalamitätsflächen zu roden und neu aufzuforsten
· und dass alles "nachhaltige, ordnungsgemäße Waldwirtschaft" sei und man deshalb auch jetzt, zur Brutzeit, arbeiten dürfe.
Die meisten Waldfreunde vertrauen dem hoheitlich beauftragten Uniformträger, auch wenn sie sich nicht minder wundern und so manches Mal verschaukelt fühlen.
Ihren besonderen Aha-Moment aber hatten viele Bürger nach dem Lesen von "Das geheime Leben der Bäume". Keine Forstbegriffe wie Kalamität, Bestockungsgrad, Z-Bäume oder Unterstand störten das Verständnis des Textes. Geschrieben hatte ihn sogar ein Förster, Peter Wohlleben, der es zuließ, emotional und mit menschlichen Vergleichen an die Zusammenhänge heranzugehen.
Hier fand der Bürger sich zum ersten Mal wieder und ernst genommen in seiner diffusen Besorgnis um den Wald. Und er erfuhr, dass die von vielen amtlichen Förstern verteidigte Art der Bewirtschaftung an manchen Orten kritisch gesehen und deshalb anders gehandhabt wird.
Aus diesem schlichten Buch ist ein Personenkult geworden, fortgesetzt in einer Zeitschrift und nun in einem Film. Und dieser Film wird die Wirkung des Buches verstärken, denn seine beeindruckenden Zeitraffer- und Makroaufnahmen der täglichen kleinen Wunder eines Waldes berühren uns, die wir im hektischen Alltag Orte der Ruhe und Natürlichkeit suchen und dringend brauchen.
Nicht jeder mag die Fokussierung auf die Person Peter Wohlleben, aber dieser so andere Förster kommt authentisch daher und man glaubt ihm, dass sein Herz für den Wald schlägt, dass er Naturschutz betreibt UND Holz erntet, aber nicht im Raubbau. Da verzeiht der Zuschauer am Ende sogar die bleichen Beine in der Badewanne.